Güterverkehr auf schmaler Spurweite in Österreich

Band 1: Vorarlberg – Tirol – Salzburg – Oberösterreich – Kärnten

Autoren: Ludger Kenning, Markus Strässle

Güterverkehr auf österreichischer Schmalspur ist ein vielschichtiges, in der Literatur meist nur gestreiftes Thema. In dieser Buchreihe stehen weniger die großen, vielbeachteten Lokomotiven im Vordergrund, die mit langen Güterzügen durch die Lande rauschen. Vielmehr geht es um die so unscheinbaren Dinge, die den Güterverkehr ausmachen, die typischen wie auch die speziellen Wagengattungen, die häufig recht unkonventionellen Umschlaganlagen, die Lade- und Anschlußgleise, die Gebäude, die Verschub- und Arbeitsfahrzeuge, die Frachten und vieles mehr. All das besaß sowohl auf den öffentlichen Lokalbahnen als auch bei den Feld-, Wald- und Grubenbahnen sein ureigenes Flair, das heute fast völlig der Vergangenheit angehört.

Der fotografische Streifzug, den wir nun unternehmen, kann keineswegs einer vollständigen Dokumentation nebst Bestandslisten oder Strecken- und Gleisplänen sämtlicher Bahnen, ihres Wagenparks und ihrer Anlagen gleichkommen. Dafür ist das Thema viel zu komplex. Er stellt eine Reminiszenz an manche längst stillgelegte Bahn dar, an die Blütezeit altösterreichischer Schmalspurherrlichkeit und er erinnert daran, daß selbst viele der noch heute im Personenverkehr aktiven Bahnen einst einen ansehnlichen Güterverkehr abwickelten.

Unsere Reise beginnt im Westen Österreichs, wo die 1980-82 eingestellte wildromantische „Wälderbahn“ Bregenz – Bezau auch der heimischen Wirtschaft wertvolle Dienste erwies. Entlang der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz besaß die Internationale Rheinregulierungsgesellschaft ein weites Gleisnetz zur „Rheinkorrektion“, während im Montafon die Vorarlberger Illwerke für ihre Kraftwerksbauten die Materialbahnen Tschagguns – Partenen und Tromenir – Vermunt betrieben. Wem ist bewußt, daß ebenfalls die Stubaitalbahn Innsbruck – Fulpmes sowie die Zahnradbahn Jenbach – Achensee einst einen nennenswerten Güterverkehr aufwiesen? Die Zillertalbahn erzielte jahrelang ihre Einnahmen überwiegend aus dem Transport von Magnesit sowie von Baustoffen für den Kraftwerksbau.

Im Salzburger Land schauen wir in Saalfelden vorbei, wo immense Mengen Schotter per Feldbahn zum Bahnhof geschafft wurden. Einen hohen Stellenwert nahm der Güterverkehr ebenso für die Pinzgauer Lokalbahn Zell am See – Krimml ein. Mit den schon frühzeitig beschafften Rollwagen bewältigte sie für die Land- und Forstwirtschaft und für die Kraftwerks-, Pipeline- und Straßenbauten ein enormes Frachtaufkommen. Ein Kapitel für sich ist die während des 2. Weltkriegs bestehende Heeresversuchsstelle Mittersill. Der unvergessenen Salzkammergut-Lokalbahn Salzburg – Bad Ischl bescherte der Güterverkehr nur ein kleines Zubrot, dennoch hielt sie für ihn einen umfangreichen Wagenpark vor. Für Arbeitszugdienste und die Versorgung der Gipfelhotels stehen seit jeher bei der Zahnradbahn auf den Schafberg einige Güterwagen bereit. Die letzte der einst zahlreichen Feldbahnen Österreichs diente bis Oktober 2000 der Torfabfuhr im Waid- und Bürmoos, das sich vom salzburgischen Flachgau bis ins oberösterreichische Innviertel erstreckt.

In Oberösterreich existierten noch lange einige eher unscheinbare Feldbahnen, wie bei den Ziegelwerken in Tumeltsham nahe Ried im Innkreis oder in Unterseling bei Bachmanning, bei der Papierfabrik Steyrermühl oder – sogar mit Dampfbetrieb – beim Schwertberger Kaolinwerk. Traditions- wie auch umfangreich war das weitverzweigte Netz der Kohlenbahnen im Hausruckgebiet. Einen bescheidenen Güterumschlag, zeitweise mit Schiffsanschluß, verzeichneten die Lokalbahnen Gmunden – Vorchdorf und Vöcklamarkt – Attersee. Geradezu legendär ist die bis 1970 bestehende Reichraminger Waldbahn. Dampflokfreunde erinnern sich noch gern an die Steyrtalbahn Garsten – Klaus mit dem urtypischen Dampfbetrieb und dem durchweg mit Schmalspurwagen abgewickelten, recht tonnageträchtigen Güterverkehr, hauptsächlich für die Holzwirtschaft.

Der Holztransport war gleichfalls das Hauptstandbein der beiden Kärntner Schmalspurbahnen der ÖBB, nämlich der 1968/72 eingestellten Gurktalbahn von Treibach-Althofen nach Klein Glödnitz sowie der Vellachtalbahn Kühnsdorf – Eisenkappel. Bei der urtümlichen, elektrisch betriebenen Schleppbahn des Ferlacher Walz- und Drahtwerkes beschließen wir unsere Rundreise. Fortsetzung folgt!

224 Seiten 22/29 cm gebunden, 192 Farb- und 315 SW-Fotos, 2 Tabellen und 2 Zeichnungen

Verlag: Kenning, Preis: 49,95 €

 

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